„Sagen wir mal so, beim Ergebnis hatten wir noch Luft nach oben“, Matthias Holle war nach dem großen Saisonhöhepunkt durchaus diplomatisch. Immerhin: Sechs der acht gestarteten Fahrzeuge unter Mathol-Flagge kamen ins Ziel. Die einzelnen Ergebnisse und Rennverläufe waren dagegen alles andere, als geplant. „Es war ein hartes und anstrengendes Rennen, dass die komplette Mannschaft sehr gefordert hat. Dafür möchte ich mich auf jeden Fall bei allen Bedanken, denn jeder hat sich wirklich voll reingehängt.“
Dass man beim 24-Stunden-Rennen in der Grünen Hölle auch das nötige Quäntchen Glück benötigt und Mathol Racing dies diesmal nicht immer hold war, zeigt der Blick in die Ergebnisse. Nur einer der acht eingesetzten Wagen kam wirklich schadlos durchs Rennen, der Toyota GT86. Jan Sluis, Luca Veronelli, Detlef Wormstall und Christian Kranenberg kamen, abgesehen von einem überraschenden, aber notwendigen Krümmertausch, nahezu problemlos durch das diesmal sehr heiße Rennen. Bei hochsommerlichen Temperaturen störten sich die Piloten auch nicht an der Hitze im Cockpit. Ein kurz vor Schluss einsetzender Regenschauer wurde zwar zur besonderen Aufgabe für alle Teilnehmer, doch auch die meisterte die Toyota-Mannschaft mit Bravour. Insbesondere Jan Sluis machte mit sehr schnellen Rundenzeiten auf sich aufmerksam.
Den richtigen Riecher in Sachen Regen hatte bei Mathol Racing übrigens Claudius Karch. Er startete gemeinsam mit Ivan Jacoma und Thorsten Wolter im Zimmermann-Cayman. „Beim letzten Stopp habe ich gesagt, dass das Team Regenreifen aufziehen soll und es war genau richtig.“ Leider lag der Cayman zu diesem Zeitpunkt schon zu weit zurück, um noch einmal den Angriff auf Platz eins zu starten. Maßgeblicher Grund dafür war ein extrem merkwürdiger „Defekt“ in den ersten Minuten des Rennens. Der Bremsdruck ließ Meter für Meter nach, denn an allen 4 Achsen waren jeweils beide Entlüftungsschrauben geöffnet. „Ich bin kein Freund von Mutmaßungen, aber gemeinsam mit einigen weiteren „Merkwürdigkeiten“ im Laufe dieses Rennens drängt sich schon der Verdacht von vorsätzlicher Manipulation auf“, sagte Holle, „ich denke da weniger an einen Wettbewerber, denn dafür kennen wir uns alle zu lange und zu gut. Aber über einen fanatischen Fan bis hin zu einem enttäuschten Mitarbeiter gibt es noch viele Möglichkeiten.“ Künftig soll ein Sicherheitsdienst Wiederholungen vermeiden. Glücklicherweise flog Karch nicht ab und nachdem der Fehler behoben war, blies die Mannschaft zur Aufholjagd, die mit Rang zwei in der Klasse belohnt wurde.
Weniger Glücklich war Holle mit dem Abschneiden der Porsche Cayman GT4. Überraschend haben die Cayman Clubsport GT4 am Nachmittag rund 12 Prozent mehr verbraucht, als in allen bisherigen Läufen. Ob dies an der ungewöhnlichen Hitze oder einem kurz zuvor aufgespielten Softwareupdate lag, bedarf einer weiteren intensiven Prüfung. Sowohl der in der SP10 eingesetzte Cayman, als auch beide in der Cup3 startenden Autos mussten mit leeren Tanks kämpfen. Als erstes erwischte es Daniel Schwerfeld im Proom-Cayman. 200 Meter vor der Box blieb er liegen. Das Team änderte seine Taktik und verkürzte die einzelnen Stints, doch nachts kam dann das Aus. Volker Wawer war auf einer Benzinspur seines Vordermannes ausgerutscht und abgeflogen. „Leider haben die Marschalls das Auto zu einer Stelle geschleppt, an die wir nicht herankommen“, meinte Holle geknickt.
Ebenso wie die Crew des Avia-Aston. Eigentlich war der GT4-Renner sehr gut unterwegs und rangierte stets in der Spitzengruppe der Klasse. Doch Trümmerteile auf der Piste beschädigten den Unterboden derart, dass er sich in der Folge regelrecht unter dem Auto „durchwickelte“. Zwar konnte das Auto noch zurück an die Box kommen, doch dort war dann das Ende des Rennens.
In der Klasse Cup3 setzte Mathol Racing auf zwei GT4-Cayman. Auch wenn beide durch zwischenzeitliche Tankprobleme und Unfallschäden zurückfielen, wurde es am Ende doch noch eine umjubelte Zielankunft. Mit den Klassenplätzen sieben und neun statt der angepeilten TOP5 konnte der Teamchef nicht wirklich zufrieden sein: „Aber jedes Auto im Ziel ist schon ein kleiner Sieg im 24h-Rennen“ so Holle lächelnd.
Mit einem BMW M235i Racing Cup trat Mathol Racing auch in der Klasse Cup 5 an. Bei den Rundenzeiten rangierten Jose Manuel Balbiani, Roberto Fernando Falcon, Harald Geisselhart und Glib Kutepov im Mittelfeld der Klasse. Am Ende wurde es Klassenrang elf.
Mit dem Seat Leon Supercopa kam in der Klasse SP3T ein echtes „Schätzchen“ zum Einsatz. In der VLN Langstreckenmeisterschaft hat die Mannschaft den Wagen inzwischen durch einen Seat TCR ersetzt, doch bei der großen Hatz zweimal um die Uhr durfte der „alte“ Seat nochmal ran. Jörg Kittelmann, Klaus-Dieter Müller und Thomas Heinrich ließen sich auch von mehreren Reparaturpausen nicht aus dem Konzept bringen. Das Trio hatte als oberstes Ziel „Ankommen“ auf dem Programm und das zogen sie mit Rang acht in der Klasse auch durch.
„Es gibt Rennen da läuft eben leider nicht alles so, wie man sich das wünscht. Das wichtigste ist aber, dass unsere Fahrer sich bei uns wohl fühlen und auch bei kleinen Defekten oder Unfällen der Spaß am Motorsport nicht auf der Strecke bleibt. Ich bin sicher, dass wir beim nächsten Mal auch ein spannendes und tolles Rennen erleben und dann auch wieder erfolgreicher sein werden“, so Holle zum Abschluss. „Einen ganz besonderen Dank an die Mannschaft, die nicht nur sehr engagiert und nahezu fehlerfrei gearbeitet hat, sondern unter enormen Anstrengungen in mehr als gesamt 12 Stunden Reparaturzeit aus heftigen Unfallschäden wieder rennfertige Fahrzeuge gezaubert hat. Und obwohl wir schon mehr als 15 dieser Rennen rund um die Uhr bestritten haben, so ist die Liste der geplanten Verbesserungen für 2018 aus den Erfahrungen der 2017er Ausgabe schon wieder gut gefüllt und wir freuen uns alle auf die nächste Auflage.“